Am 14. und am 15. Juni fanden in vielen Städten Aktionen aus der Friedensbewegung zum so genannten Veteranentag bzw. in Hessen auch zum „Hessentag“ statt. Letztere war im Umfang der Teilnehmenden die größte dieser Aktionen. Wir erhielten dazu den folgenden Bericht:
 

Das Bündnis „Friedlicher Hessentag“ am 14.06.2025 in Bad Vilbel:
Erfolgreiche Aktionen gegen das Werben der Bundeswehr

 
Zum Protest gegen die Waffenschau der Bundeswehr auf dem Hessentag kamen trotz der großen Hitze in der Spitze über 500 Menschen zur Demonstration auf dem Hessentag. Das Bündnis von 37 hessischen Organisationen zeigt, dass es bei vielen im Land Unmut und Ablehnung gibt, wie das Militärische im Alltag immer mehr in den Vordergrund gerückt wird.

„Minderjährige dürfen nicht für die Bundeswehr rekrutiert werden!“

In einem offenen Brief forderte ein breites Bündnis das hessische Kultusministerium in einem ersten Schritt dazu auf, für einen Hessentag ohne die Beteiligung der Bundeswehr zu sorgen. Zudem kritisiert das Bündnis die Rekrutierungsversuche bei Minderjährigen während des Schulunterrichts.

Auch in diesem Jahr lud die Bundeswehr gezielt Schulklassen ein, ihren Hessentag-Stand in Bad Vilbel zu besuchen. Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, kritisierte diese Praxis: „Die Bundeswehr präsentiert sich auf dem Hessentag als sicherer Arbeitgeber und spricht mit ihren Kampagnen gezielt Minderjährige an. Die weltpolitische Lage bringt aber keine Sicherheit für Minderjährige, die sich gegebenenfalls für mehrere Jahre verpflichten. Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet deren Rekrutierung und trotzdem lässt das Kultusministerium der Bundeswehr seit Jahren freie Hand.“

Die gezielte Ansprache von Minderjährigen verstoße zudem gegen zwei zentrale Richtlinien des Beutelsbacher Konsenses. Dr. Gernot Lennert, Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, sagte dazu: „Zum einen widerspricht die Rekrutierung durch die Bundeswehr im Rahmen schulischer Pflichtveranstaltungen dem Überwältigungsverbot. Zum anderen wird durch Bundeswehrwerbung bei schulischen Veranstaltungen das Kontroversitätsgebot verletzt, da Themen, die in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert werden, auch im Unterricht in dieser Weise behandelt werden müssen.

Willi van Ooyen von der Initiative Nie wieder Krieg und der Friedens- und Zukunftswerkstatt verwies auf die hessische Landesverfassung: Artikel 69: (1) „Hessen bekennt sich zu Frieden, Freiheit und Völkerverständigung. Der Krieg ist geächtet. (2) Jede Handlung, die mit der Absicht vorgenommen wird, einen Krieg vorzubereiten, ist verfassungswidrig.“ Wir können stolz auf diese Paragraphen sein und sollten sie ernst nehmen und danach handeln.“

Laut Umfragen unterstützen 60 Prozent der Bevölkerung den militärischen Kurs der Bundesregierung. Doch „von den 35%, die das ablehnen, hört und liest man fast nichts. Erschreckend wenig Bürgerinnen und Bürger trauen sich noch, überhaupt ihre Meinung zu sagen. Dort, wo auch mal kritische Stimmen in den Medien vorkommen, gehen sie unter in der großen Masse positiver Berichterstattung. Das muss sich ändern.

Es war ein sehr gemischter bunter Demonstrationszug mit vielen selbst gestalteten Plakaten und Transparenten, mit Stelzenläufern, mit vielen verschiedenen Parolen gegen militärische „Lösungen“ und auch Empörung über die Kriegführung der israelischen Regierung gegen die Zivilbevölkerung in Gaza.

Seitens der Passanten bekamen wir viel Aufmerksamkeit. Überwiegend neugierig oder positiv. Leider ging die ablehnende Haltung bei einigen wenigen über verbale Angriffe hinaus und gipfelten sogar in Tätlichkeiten gegen zwei ältere Demonstranten.

Nach den vielen positiven Erfahrungen bei den Infoständen am Niddaplatz in den letzten Wochen können wir nun ein sehr positives Resümee ziehen. Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben, unseren Protest gegen die Waffenschau der Bundeswehr und das Werben selbst bei Minderjährigen öffentlich sichtbar zu machen.

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